Mein kleiner FC-Bayern-Fanblog
Mittwoch, 20. Januar 2016
Wenn angeblich objektiv eigentlich subjektiv ist. Presse macht einfach keinen Spaß mehr!
nordlicht_fcb | 20. Januar 16
Ich rege mich auf. Und wie.

Das Pep-Bashing deutscher Medien führt dazu, daß ich inzwischen fast froh bin, daß ein genialer Trainer (O-Ton Gerland), vermutlich der beste der Welt, meinen Verein verläßt. Und damit den Medien ihren größten Verkaufsschlager nimmt.

Das Faß zum Überlaufen brachte jetzt ein Satz von Fritz von Thurn und Taxis. Pep Guardiola habe den FC Bayern im Gegensatz zu anderen Trainern nie repräsentiert. Nicht „meiner Meinung nach“, sondern „er hat ja nicht“. Unglaublich!

Für mich als Fan ist Pep ein toller Repräsentant meines Vereins. Was erwarten diese Presseleute denn? Pep war in den letzten Jahren DAS Aushängeschild des FC Bayern, national wie international. Er hat den Verein international endgültig auf eine Ebene mit Barcelona, Madrid und ManU gehoben. Er hat Weltklasse-Spieler wie Thiago oder Douglas Costa nach München gelotst. Reicht nicht. Pep spricht immer und ausschließlich unglaublich positiv über den Verein. Er sei sehr glücklich in München, der Verein sei perfekt, er liebe seine Spieler. Reicht nicht. Die Spieler, die letztes Jahr trotz Verletztenmisere bis ins CL-Halbfinale gekommen seien, seien seine Helden, sie seien für immer in seinem Herzen, das Jahr sei das wichtigste in seiner Trainerlaufbahn gewesen. Reicht nicht. Bierdusche (passiv und aktiv), Lederhose, Oktoberfest. Bambi-Laudator für Heynckes. Reicht nicht. Eine völlig neue Sprache extra für einen einzigen Verein gelernt. Reicht nicht. Bayern sei einer der größten Vereine der Welt, einer der traditionsreichsten, Pep sei sehr stolz, Trainer dieser Mannschaft zu sein. Reicht nicht. Bayern sei ein bemerkenswerter Club, da er immer mit einem Auge auf die Fans schaue, im internationalen Vergleich beispielsweise sehr niedrige Ticketpreise habe. Reicht nicht. Genau so viele öffentliche Trainings wie die Vorgänger, mehr Autogramme als jeder andere Trainer zuvor. Reicht nicht. Besuch bei Uli Hoeneß im Gefängnis, erster offizieller Vereinsvertreter, der sich nach dem Hoeneß-Urteil geäußert hat. Reicht nicht.

Was soll er denn noch tun? Exklusivinterviews geben und seinen Vertrag verlängern? Wäre er dann plötzlich ein guter Repräsentant des Vereins? Ach ja, lieben muß er den FC Bayern natürlich. Glücklich zu sein, alles als perfekt zu empfinden, sich wohlzufühlen, jeden Tag voller Freude an die Säbener Straße zu fahren, die Spieler zu lieben und deren Liebe und Vertrauen zu gewinnen, reicht übrigens dafür auch nicht. Wahrscheinlich hätte er mindestens Mitglied werden und sich unbefristet binden müssen, damit man ihm eine Grundsympathie für den Verein zugestanden hätte. Und diese Entscheidungen in Exklusivinterviews bekanntgeben und erklären.

Ich bedaure es immer noch sehr, daß Pep meinen FC Bayern verläßt. Aber ein Satz von ihm erklärt (und entschuldigt, wenn das denn notwendig sein sollte) alles. Unmißverständlich. Er brauche eine neue Herausforderung, denn „ich bin so.“ So kurz wie überzeugend. Er würde gerne länger bei einem Verein bleiben, aber so sei er eben nicht. Und er hat noch etwas gesagt. Wenn er anders wäre, würde er Bayern nie verlassen, sondern versuchen, weiter zu gewinnen und Titel zu sammeln, da der Verein perfekt für jeden Trainer sei. Aber wenn er anders wäre, hätte er eben schon Barcelona niemals verlassen, seinen Heimatverein. Irgendwie logisch. Dann wäre er also niemals nach München gekommen. Also freue ich mich doch darüber, daß Pep ist, wie er ist, daß er immer wieder neue Herausforderungen sucht und daß mein Verein eine diese Herausforderungen sein durfte, anstatt traurig darüber zu sein, daß es für ihn nun an der Zeit ist, wieder weiterzuziehen.

Vermutlich hätte Pep in den Augen der Presse nur ein guter Repräsentant des FC Bayern sein können, wenn er sich selbst untreu geworden wäre.

Ich rege mich auf. Und wie.

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Sonntag, 3. Januar 2016
Das Triple 2013 hätte jeder Trainer gewonnen – eine (vielleicht gar nicht so) gewagte These
nordlicht_fcb | 03. Januar 16
Als Fan von Pep Guardiola als Trainer meines Vereins ärgere ich mich derzeit sehr über die Berichterstattung der Presse, aber auch über manch einen Fußballfan des eigenen oder eines jeden beliebigen anderen Vereins. Es gefällt mir nicht, wie der Erfolg von Peps Arbeit ausschließlich an gewonnenen oder verpaßten Titeln festgemacht wird und die spielerische Entwicklung komplett ausblendet. Dabei gilt allerdings nur der Gewinn des Champions League als brauchbarer Erfolg, eigentlich muß es schon das Triple sein. Vom ersten Europäischen Supercup der Vereinsgeschichte und damit dem letzten noch fehlenden Titel überhaupt spricht schon niemand mehr, die Klub-WM zählt auch nichts. Das Double in Peps erstem Jahr war halbwegs okay, die Meisterschaft in der vergangenen Saison gilt vielen dagegen schon als wertlos. Stattdessen werden die beiden verlorenen CL-Halbfinals als Beleg einer bisher schon fast gescheiterten Pep-Bayern-Beziehung gewertet. Die Gründefür das Ausscheiden werden dabei komplett außer Acht gelassen, das Eingehen Peps im ersten Jahr auf die Wünsche der Mannschaft, vor allem aber die Verletzungen nahezu aller Schlüsselspieler im zweiten Jahr nicht erst gegen ein individuell wohl noch nie so stark besetztes Barcelona ohne Verletzungssorgen.

Die Meisterschaft, so behaupten viele Journalisten, interessanterweise auch zahlreiche Experten und einige Fans, könne mit dem aktuellen Bayern-Kader jeder gewinnen.

Das glaube ich nicht. Aber ich stelle eine andere These auf: Das Triple 2013 hätte mit dem damaligen Kader nach der vorausgegangenen Saison jeder Trainer gewonnen. Natürlich ist mir klar, daß das so einfach auch nicht ist. Aber wenn ich auf die Rahmenbedingungen schaue, stelle ich fest, daß sie besser nicht hätten sein können; zudem zogen sich glückliche Zufälle durch die gesamte Saison.

Nach der mißglückten Saison 2011/12, in der man alles dem Ziel untergeordnet hatte, das Finale dahoam zu erreichen, was man auf Kosten der Meisterschaft, in der man komplett chancenlos war, auch schaffte, dann aber im Pokalfinale mit 2:5 gegen Dortmund unter die Räder kam und anschließend auch das CL-Finale letztlich durch eine Unkonzentriertheit verlor, war die Motivation, allen zu zeigen, daß man es doch kann, unendlich groß. Den ersten Schritt zum Triple machte dann auch nicht der Trainer, sondern Thomas Müller mit seiner legendären SMS. Damit war das Ziel definiert, die Sinne waren geschärft. Alle waren bereit, für dieses noch nie erreichte Ziel einmal eine Saison lang persönlich Ansprüche komplett zurückzustellen, um das große Ganze doch einmal im Leben zu erreichen und einen CL-Titel in der Vita zu haben. Die Mannschaft wurde leicht verändert, Mandzukič, Martínez und Shaqiri kamen und fügten sich, teilweise unter gütiger Mithilfe des Verletzungsglücks, problemlos in die Mannschaft ein. Vor allem Mandzukič profitierte vom langfristigen Ausfall von Mario Gomez, der, als er nach Monaten wieder fit war, im Sinne der Sache akzeptierte, daß er für den Rest der Saison Stürmer Nummer 2 sein würde – ohne, daß es je den erwarteten Kampf um den Stammplatz gegeben hätte. Sicher eine glückliche Fügung für den Frieden im Team. Der zweite Langzeitverletzte der Hinrunde war Arjen Robben. Auch dies sorgte für Ruhe, denn Heynckes sah Müller auf der rechten Seite ganz vorne und Robben eher somit eher auf der Bank. Abgesehen von einer gewissen robbenschen Unzufriedenheit, die nach dessen Rückkehr durchaus bald spürbar war, hätte diese Entscheidung, bis zum letzten Spiel konsequent durchgezogen, uns durchaus das zweite Finaltor in Wembley kosten können... Aber es kam zur dritten wichtigen und genau zum richtigen Zeitpunkt passierten Verletzung der Saison: Toni Kroos fiel für einen Großteil der Rückrunde aus; dadurch rückte Robben neben Müller zurück in die erste Elf. Spieler zufrieden, Leistungsniveau der Mannschaft insgesamt gefühlt gesteigert. Shaqiri hatte in seinem ersten Jahr ohnehin noch keine besonderen Ansprüche und blieb motivierter Ergänzungsspieler, Martínez überzeugte durch Leistung und hielt Basti Schweinsteiger den Rücken frei. So stellte sich die Mannschaft quasi ohne großes Zutun des Trainers perfekt auf für die entscheidenden Wochen der Saison.

In der CL kam auch an anderer Stelle noch das nötige Glück dazu. Nach großartigem Hinspiel gegen Arsenal stand man im Rückspiel mit dem Rücken zur Wand und kurz vorm Ausscheiden – Arsenal war dem nötigen dritten Tor näher als Bayern dem beruhigenden ersten. Aber es ging gut. Im Rückspiel gegen Turin verletzte sich Kroos, die bis dahin nicht richtig überzeugende Mannschaft wurde nach der Auswechslung besser und gewann. Im Halbfinale dann echtes Losglück. Statt Dortmund, gegen das Bayern auch unter Heynckes immer große Probleme hatte (wie gesagt: 2:5), oder das sehr starke Real Madrid erwischte man Barcelona – und zwar das vermutlich schwächste Barcelona der letzten 10 Jahre. Dort spielte noch kein Neymar, kein Suárez, und Messi war dauerverletzt und außerdem komplett außer Form. Dazu befand sich der todkranke Trainer gar nicht bei der Mannschaft. Die Siege waren deutlich und verdient. Aber eben ob der Konstellation doch auch glücklich. Das Finale war ein Traum, an den ich mich bis heute sehr gerne erinnere. Allerdings war Dortmund so nett, mir bei der Erfüllung dieses Traums ein bißchen zu helfen. Denn ich erinnere mich, daß der BVB in den ersten 20 Minuten des Spiels relativ überlegen war und einige ziemlich gute Chancen hatte. Auch für Bayern hat Lewy schon Chancen liegen gelassen, für Dortmund tat er es an diesem Abend in Wembley zu Glück auch zwei-, dreimal. Am Ende machte es dann eben Arjen Robben. Champions League gewonnen, alle haben geholfen, Selbstgänger. Danach noch ein Pokalfinale, das man auf der Zielgeraden noch fast vergeigte – aber die vom CL-Finale übriggebliebenen Emdorphine reichten offensichtlich, um den Vorsprung über die Zielgerade zu retten. Der einzige Wettbewerb, den man absolut souverän gewann, war die Meisterschaft – aber das kann mit der Mannschaft ja jeder Trainer...

Und so hätte mit dem nötigen Bayern-Dusel wohl auch jeder Trainer 2013 das Triple mit Bayern gewonnen. Oder ist es doch nicht so einfach? Was wäre gewesen, wenn Gomez und Kroos sich nicht im richtigen Moment verletzt hätten? Oder stattdessen Robben und Ribéry ausgefallen wären? Oder Martínez? Wenn Messi bei 100% oder die Auslosung eine andere gewesen wäre? Erfolg im Sport ist eben immer nur bis zu einem bestimmten Punkt planbar, das macht es ja so spannend. Zu Qualität und Einstellung muß auch immer ein Quäntchen Glück kommen, um die höchsten Ziele dann auch wirklich zu erreichen.

Unter Pep Guardiola spielen meine Bayern den schönsten, attraktivsten, variabelsten und meiner Meinung nach einfach besten Fußball, den ich je gesehen habe. Ich denke an die Heimspiele gegen Donezk, Porto oder Arsenal, sogar das gegen Barcelona, und ich bin mir sicher, daß, wenn wir so spielen, alles möglich ist, auch das Triple. Aber dazu müssen eben alle Schlüsselspieler im richtigen Moment fit sein, alle müssen in den entscheidenden Spielen ihre beste Leistung abrufen, und der Gegner muß im Zweifelsfall auch mal minimal schwächeln. Dann, aber nur dann werden wir das Triple gewinnen, denn die Mannschaft ist mit ihren Einzelspielern und auch als Kollektiv sowie von der Spielidee her mit Sichergeit absolut in der Lage dazu. Aber genauso gut kann eine blöde Verletzung, ein individueller Fehler, ein Pfostenschuß oder ein über sich hinauswachsender Gegner den Traum zerstören. Hätte irgendein Arsenal-Spieler 2013 noch ein Tor geschossen, was absolut möglich gewesen wäre, wäre alles anders gekommen. Glück gehabt! Traum gelebt! Und welchen Anteil hatte der Trainer tatsächlich daran? Wir werden es nie erfahren. Hätte Felix Magath den CL-Titel auch geholt? Hätte Loddar damals den Pokal gewonnen und Neururer die Meisterschaft?

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Donnerstag, 24. Dezember 2015
Pep und ich – zwei von der Presse Mißverstandene. Eine kleine Medienschelte
nordlicht_fcb | 24. Dezember 15
Okay, ich gestehe, der Titel ist anmaßend. Zwischen Pep und mir liegen Welten. Dort eine öffentliche Person, ein weltweit bekannter Superstar des Fußballs, der aus meiner Sicht aktuell beste Trainer der Welt. Hier ein (zum Glück) völlig unbekannter einfacher Fußballfan.
Und doch vereinen uns ein paar Dinge. Im Moment glücklicherweise noch das Fiebern für dieselbe Mannschaft, darüber hinaus die Begeisterung für denselben Spielstil. Und das Gefühl, von den Medien mißverstanden zu werden. Vielleicht sogar noch mehr, aber das werde ich dann nie erfahren...

Tja, die Medien. Seit Monaten haben sie darauf gewartet, daß Pep sich über seine weitere berufliche Zukunft äußern würde. Der von Verein und Pep vereinbarte Zeitpunkt dafür sei viel zu spät, ein Unding, daß Pep lieber noch länger gewartet hätte. Entschieden hat Pep sich inzwischen – das interessanterweise nun aber zumindest viel zu früh bekanntgegeben, wie Arsène Wenger im Gegensatz zur deutschen Presse findet. Es kommt halt immer auf den Standpunkt an. Leider hat Pep sich gegen meinen FC Bayern und für eine neue, andere Herausforderung, vermutlich in der Premier League bei ManCity, entschieden. Schade! Aber das ist letztlich natürlich seine Sache. Und nachdem ich zuletzt das „Spitzenspiel“ der Premier League, Arsenal gegen ManC, gesehen habe, muß ich zugeben, daß England jemanden wie Pep wohl dringend braucht, dort wieder eine echte Aufgabe auf ihn wartet. Es mag einfach ein zumindest phasenweise schlechtes Spiel gewesen sein, viele Fehlpässe, wenig Bewegung, keinerlei Gegenpressing, dazu ein Ball wie ein Flummi, wie Mehmet Scholl sagen würde. Solch ein Niveau bietet inzwischen fast jedes Bundesligaspiel. Vielleicht erklärt das, warum ein Verein an der Spitze der Premier League steht, der mit einigen Ex-Bundesligisten maximal der gehobenen Mittelklasse ausgestattet ist...

Aber ich schweife ab. Pep verläßt also den FC Bayern. Und nachdem die Presse sich die letzten Monate damit vertrieben hat, die Verkaufszahlen mit Spekulation über Peps Zukunft nach oben zu treiben, ist sie nun dazu übergegangen, nach Gründen für Peps Entscheidung zu suchen. Sie könnten natürlich Leute fragen, die Pep kennen, Kollegen wie Martí Perarnau oder Isaac Lluch zum Beispiel. Dann würden sie vermutlich verstehen, daß Pep offensichtlich einfach so funktioniert, daß er ein Ausruhen auf Erfolg, selbst auf allerhöchstem Niveau, das jahrelange Absahnen von Titeln mit einer fertig entwickelten Mannschaft für eine eigene einzigartige Vita nicht genießen kann, daß er immer nach der nächsten Verbesserung, einer neuen Herausforderung strebt. Wenn er also glaubt, mit einem Klub alles ihm zum aktuellen Zeitpunkt Mögliche erreicht zu haben und den zu einer weiteren Verbesserung notwendigen Schritt nicht mehr gehen zu können, braucht er eine Veränderung, um die nötige Motivation für seine Arbeit zu finden. Vielleicht legt sich das mit dem Alter ja mal. Spätestens dann darf er meinetwegen gerne nochmal wiederkommen...

Würde man aber versuchen, den Menschen Pep in dieser Weise zu verstehen, hätten sich weitere Spekulationen fast erübrigt. Was für die Journalisten zugegebenermaßen langweilig wäre. Es ist doch viel schöner, jetzt darüber philosophieren zu können, ob es nicht doch unüberbrückbare Probleme zwischen Pep und dem Verein gebe, ob Pep eben einfach nicht zu Bayern passe, den Verein nicht richtig verstanden und lieben gelernt habe. Inzwischen sind wir bereits so weit, daß die menschlichen Qualitäten von Nachfolger Carlo Ancelotti in jedem Bericht über Peps Abschied aus München herausgestellt und als Gegensatz zu Peps Fähigkeiten hervorgehoben werden. Kann mir mal einer von Euch Journalisten erklären, wieso sich so viele Spieler in den letzten Monaten für einen Verbleib von Pep ausgesprochen haben, wenn er doch so ein Arschloch sein soll? Aber das ist ja auch Unsinn – wie sehen hier aus meiner Sicht einfach ein schönes Beispiel für die gekränkte Eitelkeit der Journaille. Pep hat sich uns nicht angepaßt, also dürfen wir Journalisten, die eigentliche Macht der Sportwelt, sein Verhalten grundsätzlich kritisieren. Ancelottis Umgang mit der Presse mag lockerer sein, abwarten, für ihn und die Medien mag es das einfacher machen, aber ich fand Peps Verhalten Jupp gegenüber (Klappe halten, bis er dran war) zunächst einmal sehr viel angenehmer als die vielen Schleim-Statements von Ancelotti, der vor ein paar Wochen noch über die Bundesliga gelästert hat. Alles öffentlich. Blöd, wenn man jeder Zeitung ein Interview gibt, ohne darüber nachzudenken, was man sagt, was? Zurückhaltung ist aus meiner Sicht manchmal eben doch besser. Minuspunkt für Ancelotti, gelungenerer Start für Pep.

Und hier kommt dann auch die sicherlich etwas an den Haaren herbeigezogene Gemeinsamkeit zwischen Pep und mir ins Spiel. Denn so, wie Pep nach meiner Ansicht hier einfach mißverstanden wird, so fühle ich mich als Bayernfan von den Medien ebenfalls mißverstanden: Die Bayernfans seien ja nie richtig warm geworden mit ihrem Trainer, seiner Art und seiner Spielidee. Das wird für einige Fans tatsächlich gelten, aber eben keinesfalls für alle! Ich bin begeistert von dem Menschen Guardiola, der vielleicht nach außen hin oft etwas unverbindlich bleibt, aber immer korrekt und freundlich ist, niemanden mit wutverzerrter Fratze anbrüllt und dennoch 90 Minuten mit größter Emotion am Spielfeldrand bei der Sache und bei seiner Mannschaft ist, als Coach im besten Sinne des Wortes. Ich bin begeistert von dem Trainer Guardiola, von seiner offensiven, ballbesitzorientierten Spielweise mit ganz viel Bewegung, immer wieder gespickt von unglaublichen Paßstafetten und attraktiven Angriffszügen, dazu alles in einem wahnsinnigen Tempo. Auf einem so hohen Level und so schön habe ich meine Bayern zuvor einfach noch nie spielen sehen! Deshalb nochmal ganz klar gesagt: Manch ein Bayernfan wird froh sein, wenn Pep weg ist, warum auch immer. Aber nicht jeder. Und von objektivem, ausgewogenem Journalismus erwarte ich einfach, daß die vielen, vielen Bayernfans, die glücklich darüber sind, Pep als Trainer zu haben, nicht wissentlich – an der Säbener Straße laufen bei den öffentlichen Trainings nach Heimspielen aus allen Teilen des Landes genug davon herum, um sie als Journalist finden zu können – totgeschwiegen werden.

Wobei wir beim nächsten Reizthema wären, dem angeblichen Ausschluß der Öffentlichkeit bei Trainings der Bayern. Ich besuche seit 2008 mehrmals im Jahr Spiele und auch öffentliche Trainings meiner Mannschaft. In dieser Zeit hat sich die Menge der öffentlichen Trainings nicht spürbar verändert. In der Regel waren und sind bis heute die Einheiten am Tag nach einem Spiel öffentlich, viel mehr nicht. Der Ablauf war schon immer so, daß die Einheiten korrekterweise ohne nennenswerten Kontakt mit dem Publikum durchgeführt wurden (Klinisi grüßte manchmal tatsächlich). Im Anschluß gaben Spieler oft Autogramme. Daran hat sich bis heute nichts geändert, und kein Trainer hat in dieser Zeit so oft und so geduldig Autogramme geschrieben, wie Pep das immer wieder mal macht. Jupp Heynckes beispielsweise habe ich nie nach einem Training Autogramme schreiben sehen. Aber es klingt halt schöner, wenn man behauptet, Jupp habe eine größere Nähe zu den Fans gehabt. Ich fand das nie. Aber ich bin ja auch nur ein Fan mit subjektiver Wahrnehmung und kein per definitionem objektiver Journalist!

Und weiter geht’s mit den ach so ausgewogen-objektiven Beobachtungen: Keine Pro-Pep-Sprechchöre gab es im Stadion, sagen die Journalisten, keine Pro-Pep-Plakate oder -Choreographien. Und schließen deshalb auf ein gestörtes Verhältnis zwischen Trainer und Fans. Dann hätten wir aber bisher zu annähernd jedem Trainer ein gestörtes Verhältnis gehabt: An die „Jupp-Jupp-Jupp“-Rufe kann ich mich frühestens seit dem Halbfinale gegen (ein geschwächtes, trainerloses!) Barcelona erinnern, da stand dessen Abschied übrigens schon monatelang fest. Plakate pro Trainerverbleib habe ich Stadion bewußt tatsächlich nur mal ganz schüchtern für Jürgen Klinsmann gesehen... Wirklich gefeiert wurde Ottmar Hitzfeld bei seinem zweiten Abschied (den ersten habe ich nicht miterlebt) und auch noch danach, und gefeiert wird bis heute Hermann Gerland. Ich erinnere mich übrigens noch an das Finale des UEFA-Supercups. Bayern gegen Chelsea, Pep gehen Mou. Die Chelsea-Fans feierten ausschließlich ihren Trainer, der vergeblich versuchte, sie zum Anfeuern des Teams zu animieren. Personenkult, hätte man in Deutschland vorwurfsvoll angemerkt, wenn Pep so herausgestellt worden wäre. Die Bayernfans aber feierten und feiern ihren Verein. Manchmal einen Spieler, manchmal einen Trainer, manchmal Uli Hoeneß. Immer aber den Verein.

Und, um zum nächsten Vorwurf zu kommen, ich habe auch nicht das Gefühl, daß Pep den FC Bayern nicht verstehen und lieben gelernt hat. Vielleicht nicht in allen Facetten, aber wenn er von der Arbeit mit den Vereinsmitarbeitern an der Säbener Straße spricht, kommt er regelmäßig ins Schwärmen. Immer wieder betont er, wie sehr er seine Spieler liebt, die diese Liebe ja offensichtlich erwidern; jedenfalls hebt das selbst ein Pep-Kritiker wie Uli Köhler hervor, der immer wieder beschreibt, daß Trainer und Spieler zu einem eingeschworenen Team zusammengewachsen seien. Seine oft so kritisch gesehene und als nicht ernstgemeint gedeutete Begeisterung für jeden einzelnen Spieler bezieht sich übrigens immer auf individuelle Eigenschaften – schon mal gemerkt? Dazu muß man die Jungs schon gut kennen und wirklich mögen. Das Verhältnis zu den Vereinsbossen scheint ja auch gut zu sein, sonst hätten diese sich sicherlich nicht so sehr um eine Vertragsverlängerung bemüht. Was aber ist nun der Verein, was ist „der FC Bayern München“, den es zu lieben gilt? In erster Linie doch wohl die Menschen, die diesen Verein gestalten. Wenn Pep nun also die allermeisten in diesem Verein tätigen Menschen schätzen und lieben gelernt hat, hat er dann nicht auch den Verein lieben gelernt? Ein ganz besonderes Verhältnis besteht offensichtlich auch zwischen Pep und Uli Hoeneß. Pep hat Uli im Gefängnis besucht, Martí Perarnau merkt an, daß das einzige, was aus Peps Sicht in seiner Zeit beim FC Bayern vielleicht nicht perfekt gewesen sei, die zu kurze Zeit der ganz engen Zusammenarbeit mit Hoeneß gewesen sei. Wenn es aber eine Person gibt, die mit dem FC Bayern gleichgesetzt werden kann, dann ist das Uli Hoeneß. Ich bedaure es sehr, daß Uli in den letzten Jahren nicht da war. Als enger Vertrauter und Freund für Pep, aber auch als jemand, der den Journalisten bei Hispanisierungsdebatte oder angeblichem „Mia-san-Mia-Verlust“ mal die Meinung gegeigt und den eigenen Mann ohne Einschränkung verteidigt hätte. Ob das etwas an Peps Entscheidung geändert hätte, weiß ich nicht, wohl eher nicht, aber als Team wären die beiden vermutlich unschlagbar gewesen!

Eines begeistert mich rückblickend bei Pep besonders. Er ist er selbst geblieben und hat sich der Presse nicht angebiedert. Er hat alle Verpflichtungen wahrgenommen, manchmal vielleicht etwas genervt, was vermutlich oft an den Fragen gelegen hat, aber um zu merken, daß man Unsinn fragt, braucht man eine gewisse Mindestintelligenz, meist aber freundlich und charmant. Er hat keine Exklusivinterviews gegeben, Homestorys gemacht oder mit Christian Ortlepp kumpelhafte Plaudereien vor der Kamera veranstaltet. Damit hat er sich vielleicht nicht unbedingt Feinde, aber vermutlich nicht allzuviele Freunde gemacht unter den Journalisten. Das hat er gewußt, als er auf eine Anbiederung verzichtet hat und sich selbst dafür treu geblieben ist. Das rechne ich ihm hoch an, Kompliment! Es hätte einen einfacheren Weg gegeben.
Allerdings glaube ich, daß die Journalisten ihrerseits trotzdem durchaus eine Chance gehabt hätten, Pep näher zu kommen. Wenn sie sich nämlich in den Pressekonferenzen ernsthaft für seine Arbeit interessiert hätten, für Fußball, für Spielideen und Taktiken, für seine Bewertung eines Spiels. Ich kann mich an das eine oder andere enttäuschte Aufstöhnen bei Pep erinnern im Sinne von „Wir haben heute Wahnsinn gespielt, und Eure ersten drei Fragen drehen sich darum, wem mein Gruß ins Publikum nach dem Spiel galt.“ Ich kann seine Verzweiflung verstehen.

Ich könnte ewig so weitermachen mit der Medienkritik. Ich ärgere mich zur Zeit nämlich fürchterlich über die Berichterstattung. Jetzt, wo das attraktivste Thema des Fußballs Deutschland verläßt, holt man nochmal das ganz schwere Gerät raus, läßt kein gutes Haar an Pep. Man könnte meinen, Bayern dümpele seit drei Jahren titellos im Mittelfeld der Liga herum. Menschlich kompliziert, sportlich ohne Triple auch nur bedingt erfolgreich, nie ganz in München angekommen. Was Pep selber dazu sagt, nämlich in vielen Dingen das Gegenteil, wird in diesem Zusammenhang gar nicht wahrgenommen oder – was noch schlimmer wäre und erklären würde, warum Pep entsprechende Aussagen auf ein Minimum reduziert – nicht geglaubt. Er bleibt unverbindlich, und das ist okay! Es gibt von Leuten, die ihm dann eben doch nahegekommen sind, viel über ihn zu lesen; das reicht, damit ich als Fußballfan den Trainer meines Vereins bestmöglich verstehen kann. Darüber hinaus gibt er mir den schönsten Fußball, den je eine Bayernmannschaft gespielt hat, und erfolgreich ist der auch noch, egal ob am Ende mit dem oder ohne den ganz großen Titel.

Ich habe Pep lieben gelernt, als Teil meines Vereins, als Trainer meiner Lieblingsmannschaft, als Mensch. Für mich wird er immer zur Bayernfamilie gehören. Und am Ende ist es doch genau das, was für den Fan zählt: seine subjektive Wirklichkeit. Wenn ein Fan findet, daß Felix Magath oder Klinsi den heutigen Verein am nachhaltigsten geprägt und vorangebracht haben, ist das seine Wahrnehmung und absolut in Ordnung. Die einen trauern Toni Kroos bis heute nach, die anderen sind froh, daß er weg ist. Manche schwelgen noch in der Erinnerung an die 70er Jahre und haben auch schon schwierigere Zeiten mit dem Club durch, andere sind erst durch den Erfolg der letzten fünf Jahre zu Fans geworden, was vielleicht altersbedingt auch gar nicht immer anders möglich war. Aber am Ende vereint uns alle die Liebe zu unserm Club. Wir Bayernfans sind genauso unterschiedlich und vielfältig wie die Spieler aus aller Herren Länder oder die Journalisten jedweder Ausprägung, die ich hier auch mal gnadenlos über einen Kamm geschert habe. Ich bin Bayernfan, und ich bin Pep-Fan. Deshalb bin ich bei meiner Einschätzung der Medien sicherlich in diesem Blogbeitrag auch nicht immer wirklich objektiv und fair gewesen, dafür entschuldige ich mich.

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Sonntag, 1. November 2015
Stadionbesuche. Selten, aber toll!
nordlicht_fcb | 01. November 15
Tja, es ist offenbar doch nicht so einfach, außerhalb des Urlaubs, neben Arbeit, privatem Alltag und all den kleinen tagtäglichen Sorgen auch noch die Zeit zu finden, halbwegs regelmäßig halbwegs sinnvolle Blogbeiträge zu meinem Fußballverein zu verfassen. Was nicht heißt, daß der Verein nicht trotzdem ständig in meinem Kopf ist und ich alles verfolge, was bei meinem FCB so passiert. Leider meistens aus großer Entfernung, denn als Nordlicht kann man eben nicht mal so einfach ins Stadion gehen und ein Heimspiel des FC Bayern besuchen, wenn zwischen Wohnung und Arena 700 Kilometer liegen...

Umso toller ist es dann, wenn man bei seinen gelegentlichen München-Trips zufällig ganz besondere Spiele erwischt. Wie am letzten Wochenende den 1.000sten Sieg der eigenen Mannschaft! Ein Stadionbesuch ist doch noch etwas ganz anderes als ein Spiel vor dem Fernseher.

Dabei habe ich erst in den letzten Jahren angefangen, Spiele meines Vereins tatsächlich live in der Allianz-Arena zu besuchen. Ein Spiel im Olympiastadion habe ich leider nie erlebt – gut, ich war dort zum Public Viewing beim Finale dahoam. Aber das ist eine andere Geschichte...

Oft sagt man ja, je oller, je doller. Stimmt irgendwie. Denn nachdem ich mir derartige Erlebnisse aus finanziellen Gründen lange nicht leisten konnte, hole ich Verpaßtes jetzt im Rahmen meiner Möglichkeiten (naja, knapp oberhalb meiner eigentlich vorhandenen Möglichkeiten, trifft es wohl eher) nach. Als ich klein war, wären meine Eltern nie mit mir in ein Stadion gegangen. Viel zu groß war ihre Skepsis gegenüber den ekstatisch schreienden Fans und ihre Angst vor möglicher Gewalt.

Vielleicht bin ich deshalb bis heute ein klassischer Tribünenfan. Ich stehe nicht in der Kurve, ich sitze an der Geraden. Ich brülle nicht organisiert, sondern spielabhängig. Und ich bin ein großer Fan der FCB-Fans! Genau, ich liebe die Fans meines Vereins, die doch angeblich so wenig Stimmung machen. Ich habe diese Fans aber im Gegenteil bisher als sehr „stimmungsbereit“ kennengelernt, dabei aber auch immer mit einem super Gespür für das Spiel. Da wird eben nicht zwingend 90 Minuten durchgebrüllt, sondern man erkennt häufig einen Zusammenhang mit der Spielsituation. Und da mag ich konservativ sein – aber das Spiel auf dem Rasen steht für mich immer noch im Mittelpunkt eines Stadionerlebnisses. Ich will zuallererst ein Fußballspiel sehen. Natürlich gehören Fangesänge und Anfeuerungen dazu, aber im Idealfall eben mit einem direkten Bezug zum Spielgeschehen und nicht als Selbstzweck. Und das habe ich in München schon oft erlebt. Zum Glück spielen auch Gewalt und Pyrotechnik kaum eine Rolle – denn schließlich will ich Spaß haben und keine Angst haben müssen! Für all das vielen Dank, liebe Bayernfans. Irgendwie sind wir vielleicht tatsächlich ein ganz eigener Menschenschlag.

Ein anderes Spiel, das ich zufälliger- und glücklicherweise live im Stadion sehen durfte: vergangene Saison, CL-Viertelfinale, Rückspiel gegen Porto. Die Mannschaft stand vor dem Ausscheiden. Aber die Fans waren sich der Leistung ihres Teams in den Jahren zuvor offensichtlich so sehr bewußt, daß sie das Ausscheiden klaglos akzeptiert hätten. Was nicht heißt, daß sie nicht auf ein Weiterkommen hofften und an die Chance glaubten. Ich habe noch nie eine derartig großartige Stimmung in der Allianz-Arena erlebt wie an diesem Tag. Und vor allem in der Phase, in der das Spiel noch nicht gedreht war. Ich hatte einfach das Gefühl, als wollten WIR unserem Team zeigen, wie sehr wir unseren Club lieben, ganz egal, ob wir gewinnen oder eben auch mal verlieren. Das ganze Stadion sang und feuerte an, auch die ganze Tribüne (also, zumindest für die Osttribüne kann ich es bezeugen!) machte mit. Es ist schon interessant, wie textsicher man auch als Tribünenfan ist... Ein unglaubliches Wir-Gefühl, ein ganz besonderer Abend, ich bin dankbar, dieses Spiel erlebt zu haben! Und weitergekommen sind wir am Ende ja auch noch.

Aber ich bin genau deshalb auch froh, daß nicht jedes Spiel in der Arena auf der Tribüne so emotional ist. Denn dann hätte ich die Besonderheit dieses Abends ja gar nicht so erleben und spüren können, es wäre halt gewesen wie immer. Aber das war es eben nicht. Danke dafür!

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Freitag, 4. September 2015
Eine unsägliche Diskussion. Sorry, liebe Bayern-Spanier!
nordlicht_fcb | 04. September 15
Eigentlich will ich nicht über die große Politik sprechen. Ich bin in vielen Dingen nicht tief genug drin, um sie wirklich seriös beurteilen zu können. Und trotzdem – auch als Fußballfan und als solcher gerade auch vor dem Hintergrund all dessen, was in den letzten Wochen in der Presse zum „Problem“ beim FC Bayern gemacht wurde, läßt mich das große Thema dieser Tage nicht kalt.

Ich hätte nie gedacht, daß mir das mal passieren würde. Ich war irgendwie immer glücklich darüber und sogar stolz drauf, Deutscher zu sein. Schon zu Zeiten, zu denen das noch nicht en Vogue war. Ich war stolz auf eine insgesamt – mit Ausnahme von zwölf Jahren – doch relativ brauchbare Geschichte, viele Dichter und Denker, Komponisten, Architekten, Philosophen, Wissenschaftler, vor allem aber auf das, was aus dem Schlimmsten, das dieses Land hervorgebracht hat, an Gutem erwachsen ist. Ich habe in den Tagen des Mauerfalls heulend vorm Fernseher gesessen und am Tag der Deutschen Einheit nochmal. Ich habe es genossen, bei der WM im eigenen Land und seitdem bis zum Titel 2014 zu jeder WM und EM mit schwarz-rot-goldener Fahne am Auto durch die Lande zu fahren und so herrlich entspannt und selbstverständlich mit der eigenen Vaterlandsliebe umgehen zu können.

Doch in diesen Tagen und Wochen schäme ich mich das erste Mal in meinem Leben tatsächlich dafür, Deutscher zu sein – oder zumindest schäme ich mich für meine Landsleute.

Ich will jetzt gar kein großes Faß aufmachen und mich ausschweifend über das äußern, was rund um das Thema Flüchtlinge gerade in Deutschland passiert. Viele Menschen beweisen Mitgefühl und versuchen zu helfen, so gut sie können. Hier habe ich selber sicherlich auch noch Nachholbedarf, und diese Menschen sind mir ein leuchtendes Vorbild. Einiges ist dann aber doch beschämend, und unser Land zeigt sich an manchen Stellen von seiner häßlichsten Seite. Ein paar ewig Gestrige und politisch Verblendete nutzen die Situation aus, um Stimmung zu machen, und manch ein schlichtes Gemüt läßt sich davon beeinflussen und zu üblen Taten verleiten.

Ganz grundsätzlich, aber noch einmal besonders vor diesem Hintergrund habe ich überhaupt kein Verständnis mehr für die Sport-Journaille und vermeintliche Fußballexperten, die dem FC Bayern vorwerfen, seine Identität zu verlieren, weil angeblich zu wenige Deutsche in Mannschaft und Trainerstab vertreten seien. Mehr oder weniger intelligente Menschen behaupten damit im Prinzip, ein Fußballverein dürfe nicht zu viele Ausländer in seinen Reihen haben, um er selbst zu bleiben. Wie soll man, wenn man diese Behauptung ernst nimmt, Menschen, in deren Nachbarschaft gerade Hunderte Flüchtlinge untergebracht werden, erklären, daß sie keine Angst davor haben müssen, daß ihre Heimat sich zu sehr verändern und ihnen fremd werden könnte?

Ich habe die Trainer-PK vor dem Hoffenheim-Spiel gesehen. Es kann nicht sein, daß Pep Guardiola sich jede Woche gleichsam für seine Herkunft rechtfertigen muß. Und für die seiner Spieler gleich mit. Ich habe noch nie einen Trainer erlebt, egal ob deutsch oder nicht, der sich so komplett auf den FC Bayern eingelassen hat, der so bereit war, den Klub mit all seinen Eigenheiten kennenzulernen und sich der Vereinskultur anzupassen. Natürlich, ohne sich selbst, seine Persönlichkeit und seine fußballerischen Ideen zu verraten. Wer Pep zuhört, der merkt, wie wichtig es ihm und seiner ganzen Familie ist, die deutsche Mentalität zu verstehen, die Kultur unseres Landes, die Menschen kennenzulernen. Und als Dank dafür werfen wir ihm vor, dem FC Bayern seine Identität zu nehmen. Pep wird nie ein Bayer werden, er ist halt nicht als einer geboren. Genauso wenig übrigens wie Kalle Rummenigge oder Uli Hoeneß. Oder Effenberg. Oder Hitzfeld.

Markus Hörwick verwies in der Hoffenheim-PK darauf, daß heute mehr deutsche Spieler und Eigengewächse in der ersten Mannschaft spielen als 2001. Er sagte auch, es schüttele einen bei solchen Worten, zumal der Verein sich jeder Anti-Rassismus-Kampagne anschließe. Mich schüttelt es schon seit Wochen bei dieser ganzen Diskussion, die – und das ist fast noch das Schlimmste – nicht etwa eine Stimmung beispielsweise unter den Fans aufnimmt und einzuordnen versucht, sondern mehr oder weniger gezielt von den Medien losgetreten wurde. Was für Medien seid Ihr? Und was ist Euer Hintergedanke? Wie kann es sein, daß heutzutage unter halbwegs intelligenten Menschen so eine Diskussion überhaupt möglich ist, die Presse einem solchen Thema – gerade auch mit diesem seltsamen Zungenschlag – überhaupt Raum gibt?


Wie in jedem Verein gibt es natürlich auch beim FC Bayern unterschiedliche Fan-Strömungen. Es gibt Menschen, die Pep Guardiola mögen, ihn für einen der weltbesten Trainer und die Ideallösung für den FC Bayern halten. Keine Überraschung vermutlich, wenn ich sage, daß ich zu dieser Gruppe gehöre. Es gibt andere, die Pep nicht mögen und/oder seine Leistung nicht so hoch bewerten. Alles absolut legitim. Es gibt Fans, die sich mit der aktuellen Mannschaft besonders gut identifizieren können, andere würden sich vielleicht eher wieder ein paar andere Spielertypen wünschen. Und ganz sicher gibt es auch unter den Bayernfans es ein paar verblendete, schlichte Geister, deren Weltanschauung sich grundsätzlich nicht gut mit ausländischen Spielern und Trainern vereinbaren läßt. Das ist ein im Fußball verbreitetes Problem und schließt den FC Bayern nicht aus. Aber ich denke, wir sind uns einig, daß ein solches Gedankengut nichts in unserem Verein zu suchen hat.

Ich habe inzwischen tatsächlich manchmal die Sorge, daß Pep Guardiola den FC Bayern ganz konkret deshalb verlassen könnte, weil er der Meinung ist, auf Grund seiner Herkunft dem Verein zu schaden und nur mit einem Weggang die Diskussionen um die Identität des Klubs beenden zu können. Ich hoffe inständig, daß das nicht passiert, daß aber allen echten und quereingestiegenen Journalisten klar ist, was für ein katastrophales Bild Deutschland in diesem Fall international abgeben würde!

Und zuletzt: Ich bin auch kein Bayer. Trotzdem: „Von der Elbe bis zur Isar, immer wieder FCB!“ Aber vielleicht darf ich als Nordlicht ja gar kein Bayernfan sein, weil ich die Fan-Identität des Vereins verwässere? Vielleicht habe ich nach dieser Definition jetzt schon 40 Jahre lang dem Verein geschadet? Dumm gelaufen. Und trotzdem werden hoffentlich noch 40 weitere folgen, denn die Wahl des Lieblings-Fußballvereins ist offensichtlich nicht einfach so steuerbar, sondern irgendwo in den Genen angelegt...

Mein FC Bayern ist ein weltoffener, international aufgestellter und erfolgreicher Verein, der sich einen familiären Touch bewahrt hat. Meine FC-Bayern-Familie ist eine moderne Patchwork-Familie. Sie setzt sich zusammen aus einer bunten Truppe von Spielern, denen eines gemeinsam ist. Sie kämpfen und spielen mit ganzem Herzen für den FC Bayern, identifizieren sich mit dem Klub und bleiben genau deshalb gewöhnlich auch einige Zeit da. Thomas Müller, Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Franck Ribéry, Arjen Robben, zukünftig vielleicht auch Joshua Kimmich, Thiago, Juan Bernat und Douglas Costa. Sie alle sind der FC Bayern. Mein FC Bayern.

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Freitag, 14. August 2015
Trainerverträge – besser spät als wertlos
nordlicht_fcb | 14. August 15
Seit Monaten geht das so. Die Medien fordern, daß Pep endlich seinen Vertrag bei Bayern verlängern solle. Sonst müsse es einen Cut und einen neuen Trainer geben, der FCB könne nicht mehr lange warten. Oktober? Zu spät. Winterpause gar? Viel zu spät. Man hat den Eindruck, als stünde der Verein kurz vor der Handlungsunfähigkeit. Als sei es nicht möglich, notfalls innerhalb von drei oder vier Monaten einen neuen Coach für eine Weltklassemannschaft zu finden.

Wie haben all die Fußballvereine bloß die letzten 100 und mehr Jahre überstanden? Trainerentlassungen gehören zum Alltag im Ligageschäft, und ich wüßte bisher von keinem Club, der auf Grund eines fehlenden Trainers den Spielbetrieb hätte einstellen müssen.
Aber die Verjüngung der Mannschaft von Bayern München müsse langfristig passieren, und das gehe nur mit einem entsprechend langfristig gebundenen Trainer, sagen die Kritiker. Quatsch, sage ich!

Der FC Bayern ist eine Spitzenmannschaft mit einer gesunden Altersstruktur. Selbst, wenn da ein einzelner Transfer mal an einer unklaren Trainersituation scheitern sollte, wäre das sicher kein Problem für das Gesamtgefüge.

Vor allem aber: Welche Gültigkeit haben Trainerverträge denn wirklich? Wie sicher kann man als Fan, als Spieler, aber auch als Trainer bzw. Vereinsverantwortlicher denn wirklich sein, daß ein Vertrag von beiden Seiten eingehalten wird? Bestes Beispiel ist doch Bayern München selbst: Jürgen Klinsmann wurde nach nicht einmal einer Saison entlassen, trotz gültigen Vertrages. Felix Magath wurde nach zwei Doubles entlassen, trotz gültigen Vertrages. Mit Louis van Gaal verlängerte man frühzeitig (was bedeutete, irgendwann im Herbst vor Ablauf seines Vertrages, glaube ich – das war damals frühzeitig, demnach hätte Pep also derzeit noch ewig Zeit für eine „frühzeitige“ Verlängerung...), auch, um Unruhe zu vermeiden. Offenbar war das aber zu früh; jedenfalls trennte man sich noch in derselben Saison, wenige Monate nach der Verlängerung, die damit reine Makulatur war, von ihm. Und fand danach trotzdem einen passenden neuen Trainer, obwohl nicht viel Zeit war...

Der HSV entläßt in steter Regelmäßigkeit Trainer mit gültigen Verträgen, und auch z.B. Roberto di Matteo hatte noch einen Kontrakt, als man ihn jüngst zum Saisonende bei Schalke entließ – und übrigens auch da trotz des späten Zeitpunktes noch einen anderen geeigneten Trainer fand. Und neue Spieler.

Auf der anderen Seite gibt es Beispiele von Trainern, die Verträge abschließen, die sie dann aber aus unterschiedlichsten Gründen nicht einhalten. Sei es, daß ein anderer Verein ruft, sei es, daß sie das Gefühl haben, ihrer Aufgabe nicht mehr gerecht werden zu können. Genannt seien hier Dieter Hecking, Roger Schmidt, André Breitenreiter (siehe oben, Stichwort Schalke, di Matteo) sowie Armin Veh oder Jürgen Klopp, der seinen Vertrag sehr früh sehr langfristig ausdehnte und dann recht kurzfristig sein Engagement beendete.

Fazit: Ein Vertrag auf der Ebene des Profifußballs ist auch bei Trainern inzwischen in der Regel nicht mehr viel mehr als eine grobe Orientierung. Grundsätzlich binden sich zwei Parteien aneinander, aber unterschiedlichste Gründe können diese Bindung auch ganz schnell wieder lösen, der Verein steht ohne Trainer da, der Trainer ohne Verein.

Was jetzt die aktuelle Situation bei Bayern angeht, gibt es einen amtierenden Trainer, mit dem der Verein offensichtlich weiterhin gerne verlängern würde, der das selber auch überhaupt nicht ausschließt, aber es offenbar möglichst vermeiden will, daß auf Grund einer unbedachten zu frühen Entscheidung einer der beiden Partner später vertragsbrüchig werden muß. Das finde ich logisch, nachvollziehbar, auch irgendwie ehrenhaft und allemal sympathischer als eine vorschnelle Unterschrift als vermeintliches Treuebekenntnis zu einem Club, das aber bisweilen nur sehr bedingte Gültigkeit hat.

Es sind ja bereits einige Trainer in der Pipeline, die den Wert ihrer mehr oder weniger frischen Vertragsunterschrift schon mal dezent in Frage stellen, falls Pep sich denn doch gegen eine Weiterführung seines Engagements entscheiden sollte, und offenbar ist der FCB so reizvoll, daß es sie nicht mal stören würde, in diesem Fall bestenfalls die B-Lösung zu sein. Dieter Hecking, Lucien Favre, Markus Weinzierl – sie alle haben schon angedeutet, daß ihr Bekenntnis zu ihrem jetzigen Verein nicht in Stein gemeißelt ist. Eigentlich ist die Situation dort also nicht anders als bei Pep, nur daß der fairerweise mit offenen Karten spielt!

Von außen beobachtet, ist die Lage für Bayern und Pep dementsprechend eigentlich gerade völlig entspannt. Man schaut, wie die Saison sich anläßt, wie man miteinander arbeitet, ob weiterhin alles paßt und alle sich mit der Konstellation immer noch wohlfühlen – und entscheidet dann irgendwann dieses Jahr oder meinetwegen auch erst im Februar 2016, ob man den Weg zusammen weitergehen möchte (was ich mir natürlich wünsche!). Wenn ja, ist alles super, man geht eine ernstgemeinte neue Vereinbarung ein, alle anderen Trainer bleiben, wo sie sind. Wenn nein, stehen genügend Trainer mit oder ohne theoretische Vertragsbindung Gewehr bei Fuß, um den Job zu übernehmen.

Also keine Hektik, Jungs – wie gesagt: Lieber spät als wertlos!

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Freitag, 14. August 2015
Die Pep-Diskussion – Machtspiele der Medien
nordlicht_fcb | 14. August 15
Da ist etwas, was mich derzeit sehr beschäftigt. Etwas, bei dem ich nicht mehr objektiv sein kann, sondern ganz subjektiv angefressen bin, und auch ein bißchen entsetzt, weil ich vielleicht erstmals erkannt habe, welche Macht die Medien haben, wenn sie sich einig sind und diese Macht ausspielen.

Um es gleich vorweg zu sagen (man wird es eh merken...): Ja, ich bin Pep-Fan. Ich mag ihn als Typ, ich mag seine Art, Fußball spielen zu lassen, und ich mag, wie er über Fußball denkt und spricht. Ich habe in den letzten beiden Jahren die allermeisten Bayern-Spiele live gesehen, überwiegend im Fernsehen, hin und wieder auch im Stadion. Ich habe alle Pressekonferenzen gehört, die ich im Netz auftreiben konnte, und alleine durch das Schauen der Spiele und Peps Erklärungen habe ich mehr über Fußball gelernt als in 40 Jahren zuvor.

Aber das nur am Rande. Aus meiner Sicht hat Pep in den letzten beiden Jahren Großartiges beim FC Bayern geleistet. Er hat die Mannschaft auf dem Zenit des Erfolges übernommen, nach einem Jahr, in dem alles gepaßt hatte, von der Motivation nach dem verlorenen Finale dahoam über die Leistungsfähigkeit der Spieler im besten Alter und Schwächephasen der Gegner (bestes Beispiel Barca: Messi angeschlagen und außer Form, der Trainer krankheitsbedingt gar nicht beim Team) bis hin zu den richtigen Verletzungen zum richtigen Zeitpunkt (Gomez, Kroos).

Daß eine solche Saison nicht einfach zu wiederholen sein würde, war allen halbwegs klar denkenden Menschen, auch den Bayernfans, klar. Dementsprechend sind die ersten beiden Pep-Jahre allgemein als erfolgreich eingestuft worden, auch wenn zum ganz großen Wurf – das Unmögliche eben doch möglich zu machen – beide Male ein Stückchen gefehlt hat. Besonders im zweiten Jahr war dabei aber auch viel Pech im Spiel; so, wie im Triplejahr alles gepaßt hatte, ging nun alles schief, man verlor ein Pokalhalbfinale nach hochüberlegenem Spiel im Elfmeterschießen, und das mit einer Rumpftruppe, die einem fitten Barca im CL-Halbfinale dann einfach nicht genug entgegenzusetzen hatte, da diesmal genau die falschen Verletzungen (allen voran Robben, Ribéry, Alaba, aber auch Martínez, Badstuber, Lahm, Thiago, Schweinsteiger nicht wirklich fit...) zum falschen Zeitpunkt passiert waren. Trotzdem gewann man die Bundesliga nach einer WM inklusive Titel mit großem Vorsprung, und der Tenor war allgemein, daß auch 2014/15 eine gute Saison war.

Dann kam die Sommerpause, Saure-Gurken-Zeit. Und plötzlich beschloß die Presse offenbar, daß es beim FC Bayern doch eigentlich riesige Probleme geben müsse, die man alle an Pep festmachen könne. Und so schrieb man diese Probleme herbei. Ich ahne ja, was Pep falsch gemacht hat: Er hat sich in zwei Jahren den Presseheinis, die sich doch gern mal übertrieben wichtig nehmen, nicht angebiedert. Er hat sich nicht mit Fragen zu seiner Vertragsverlängerung locken lassen. Er ist dabei und auch sonst immer unverbindlich geblieben, immer nett, oft auch witzig (intelligent witzig, was wahrscheinlich nicht jeder Möchtegern-Journalist versteht), aber eben unverbindlich. Er hat auch mehrfach betont, daß Pressearbeit zwar Teil seines Jobs sei, die er aber eher als lästige Pflicht empfinde, daß er seine eigentliche Aufgabe die Arbeit mit der Mannschaft sei. Und er gibt keine exklusiven Einzelinterviews. Das kränkt den einen oder anderen Journalisten vermutlich.

Also machte man Pep zum Thema für das Sommerloch. Zuerst vielleicht nur, um überhaupt etwas zu schreiben zu haben, irgendwann driftete das dann aber immer mehr in ein Pep-Bashing ab. Pep war an allem schuld. Müller wird ausgewechselt? Geht gar nicht! Götze spielt nicht? Geht gar nicht! Götze fühlt sich nicht ausreichend wertgeschätzt? Peps Fehler. Schweinsteiger geht? Peps Fehler. Zu viele Spanier? Peps Schuld, er hat zu viel Einfluß. Der Verein macht die Transfers? Pep verliert an Einfluß, man distanziert sich. Seine Schuld an der Verpflichtung der Spanier bleibt allerdings bestehen. Der Verein verliert seine Identität? Tut er nicht, aber egal: Peps Schuld. Er, der an allem schuld sei, was bei Bayern vermeintlich nicht stimme, solle sich aber gefälligst endlich zum FC Bayern bekennen. So geht das wochenlang. Dann eine denkwürdige PK. Pep sagt, er habe sich noch nicht entschieden, ob er seinen Vertrag verlängern werde, wolle sich vorher ganz sicher sein, wirklich weiterhin der richtige Trainer für den Club zu sein.

Jetzt ist die Presse fast sprachlos: Wie kann er das nach zwei Jahren nicht wissen? Haben Verein und Trainer je wirklich zusammengepaßt? Ist aus der Anfangseuphorie inzwischen ein abgekühlt-distanziertes Arbeitsverhältnis geworden? Was dabei aber wohlweislich keiner zitiert hat, ist der für mich alles entscheidende Satz aus der PK in diesem Zusammenhang, nach meinem Eindruck auch die entscheidende Begründung für sein Zögern: „Ich habe viel gelesen in der letzten Zeit, in den letzten Wochen.“

Ich kenne Pep nicht, was ich hier mache, ist reine Küchenpsychologie aus der Ferne. Aber ich hatte in der ganzen Zeit, die Pep nun schon beim FC Bayern ist, immer das Gefühl, daß er sich beim Verein und in der Stadt sehr wohlfühlt. Er hat das ja auch oft genug explizit gesagt. Deshalb war ich immer optimistisch, daß er seinen Vertrag verlängern würde. Eigentlich bin ich das immer noch oder war es zumindest bis vor ein paar Wochen. Denn warum soll sich das plötzlich total geändert haben? Aber nach meiner Einschätzung bringt Pep dem FCB ungeheuren Respekt entgegen und will tatsächlich – wie er es immer sagt – das Beste für den Verein. Sicherlich auch für sich selbst, wer will das nicht, aber eben auch für den Verein. Und wenn ihm wochen- und monatelang von der Presse vorgehalten wird, daß er dem Verein nicht gut tue, wegen der Spielweise, wegen einiger Personalentscheidungen, wegen seiner Herkunft (ist das nicht peinlich für den Club, uns Fans, die deutsche Presse, unser vermeintlich inzwischen doch so weltoffenes Land?), ist es doch mehr als verständlich, daß er hinterfragt, wie gerechtfertigt diese Vorwürfe sind, ob er selbst mit einer solchen Darstellung leben kann, ob er es dem Verein zumuten möchte, derartig kritisiert zu werden, ob er Dinge ändern möchte oder eben nicht. Wieso soll er Thomas Müller nicht auswechseln dürfen, wenn der 80 Minuten schwach gespielt hat? Wieso soll er Mario Götze spielen lassen, wenn er einen anderen Spieler stärker sieht? Wieso soll er den Spielstil, für den er steht und für den er geholt wurde, verraten und ändern?

Und daß Pep Katalane ist, wird er niemals ändern könnten und wollen. Warum auch? Das darf schließlich kein Problem sein. Und wie bereit er war und ist, sich auf Deutschland und die Kultur unseres Landes einzulassen, wie vorbildlich er sich von Anfang an an unser Land angepaßt hat, das zeigt er doch in jeder seiner vom ersten Tag an komplett auf Deutsch abgehaltenen Pressekonferenzen!

Ich hoffe, daß Pep sich am Ende nicht dem Druck der Öffentlichkeit beugt. Die Stimmungsmache hat bei dem einen oder anderen schlichteren Fangemüt offensichtlich bereits funktioniert (und leider sind die schlichteren oftmals die lauteren Fans...). Es wäre extrem schade und ein Armutszeugnis, wenn die deutsche Presse es am Ende schaffen würde, einen Welttrainer zu vergraulen, der in jedem anderen Land mit Kußhand genommen würde, der sich für Deutschland entschieden hat, obwohl wir selber ja eigentlich keine besonders hohe Meinung von unserer Liga haben und immer wieder darauf verweisen, daß andere Ligen doch bitte stärker seien. Wenn Pep geht, wird die Weltöffentlichkeit seinem Wirken bei seinem nächsten Verein folgen, und die Bundesliga wird dann vielleicht tatsächlich wieder an Aufmerksamkeit verlieren und die bescheidenere Rolle spielen, die wir ihr ja offenbar auch nur zutrauen...

Besonders ein Möchtegern-Journalist – wenn er doch wenigstens ein echter wäre – hat sich bei dieser Hetze zuletzt hervorgetan, und ich verstehe nicht, warum der nicht endlich Hausverbot beim FC Bayern bekommt. Ich verstehe seine Intentionen bis heute nicht, aber wahrscheinlich ist er einfach zu schlicht im Geist und versteht zu wenig von Fußball, um die Art von Fragen stellen zu können, die Pep schätzt und bei deren Beantwortung er aufblüht. Fragen zum Fußball nämlich. Stattdessen hält er sich an die boulevardesken Themen, die seinem eigentlichen Dasein als Fan vermutlich sowieso am ehesten entsprechen. Es wäre eine Katastrophe, wenn jemand wie er am Ende Einfluß auf Peps Entscheidung haben würde!

Ach Uli, ich vermisse Dich! Uli Hoeneß hätte in seinen besten Zeiten sicherlich schon vor Wochen oder Monaten dazwischengehauen, sich eindeutig und demonstrativ vor den Trainer gestellt und die Presse zurechtgewiesen!

Ich hoffe noch immer, daß Pep über 2016 hinaus bleibt. Falls nicht, hoffe ich, daß für seine Entscheidung nur rein sportliche und private Gründe eine Rolle spielen und nicht eine auffällig wie selten gesteuerte und manipulierte angebliche öffentliche Meinung. Die allerdings gerade schon wieder etwas zu kippen scheint; offenbar würden die Medien schon gerne auch noch in den nächsten Jahren über Pep berichten können, wären dann halt doch doof, wenn er ginge, was?

So, das war jetzt viel zu lang und viel zu emotional. Aber das mußte ich einfach mal loswerden! Und hier darf ich das ja zum Glück und merke gar nicht, ob sich jemand darüber ärgert. Das hat was...

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Mittwoch, 12. August 2015
Es geht wieder los – Vorfreude auf die neue Saison!
nordlicht_fcb | 12. August 15
Die Saisonvorbereitung ist vorbei. Trainer und Spieler sind wieder bei ihren Vereinen und mehr oder weniger startklar. Irgendwie eine kribbelige Zeit, niemand weiß so wirklich, wo welcher Verein steht, wie Veränderungen in der Mannschaft sich auf die Leistung einer Mannschaft auswirken werden, ob ein Team von Verletzungen verschont bleibt…

Der FC Bayern hat seine Ziele formuliert, die auch meine Ziele als Fan sind: Möglichst die vierte Meisterschaft in Folge gewinnen und damit etwas noch nie Dagewesenes in der Bundesliga schaffen, dazu eine möglichst gute Rolle in Pokal und Champions League spielen. Mehr kann man aus meiner Sicht nicht anstreben. Die letzte Saison hat gezeigt, wie nah Erfolg und Mißerfolg beieinanderliegen können. Die CL-Heimspiele gegen Donezk und Porto waren außergewöhnlich, von einer spielerischen Qualität, wie ich sie noch selten vorher bei meinem FC Bayern gesehen habe. Dann aber kamen die Verletzungen der Schlüsselspieler, gerade erst aus Verletzungen zurückgekehrte Spieler mußten mehr spielen als sie eigentlich konnten, und die wirklich Gesunden bekamen zwangsläufig fast gar keine Pause mehr. Das Ende des ganz großen Traums, der zwischenzeitlich so greifbar nah erschien!

Das Interessante ist, daß alle auch in dieser Saison wieder von einem Titel des FC Bayern ausgehen. Daß andere Teams sich auch verstärken und gut arbeiten, wird in der journalistischen Öffentlichkeit oft nur am Rande wahrgenommen, und die Vereine geben sich nach außen hin bewußt anspruchslos, was Titelambitionen angeht. Laut kicker glauben 16 von 18 Trainern an einen Titel der Bayern, und diejenigen, die das nicht zwingend tun, sind nicht jene, die selber Ambitionen haben sollten. „Wir wollen den Abstand zum FC Bayern verkleinern“, sagt zum Beispiel der VfL Wolfsburg. Wer’s glaubt! Die wollen Titel gewinnen! Die Meisterschaft! Denn wenn sie das nicht wollten, wären sie einerseits im falschen Beruf und müßten sich andererseits nicht so viel Mühe mit der Kaderplanung geben… Aber nur Bayern bekennt sich zum Ziel Meisterschaft. Also könnte auch nur Bayern etwas verlieren, falls dieses Ziel nicht erreicht werden würde. Dabei hat noch nie ein Bundesliga-Team vier Meisterschaften nacheinander gewonnen; die Wahrscheinlichkeit spricht also eigentlich gegen die Bayern.

Aber wenn Bayern nun doch wieder den Titel holt? Dann war es eine langweilige Bundesliga-Saison, an der der Verein die Schuld trägt, weil er sein über Jahrzehnte erworbenes Vermögen tatsächlich für sinnvolle Verstärkungen eingesetzt und dadurch eine so überlegene Mannschaft geformt hat, die unverschämterweise vermutlich auch noch gut spielt. Und wenn nicht, trotzdem gewinnt, weil sie vermeintlich mal wieder akuten „Bayerndusel“ hat. Anerkannt wird die Leistung meist nur in einem Nebensatz, so nach dem Motto „…das muß man den Bayern lassen.“

Deshalb hier meine ganz persönliche Liebeserklärung an den FC Bayern der Saison 2015/16: Ich danke Euch schon heute für die großen Erfolge der letzten Jahre und die vielen unglaublich toll anzusehenden Spiele! Ich bin sicher, daß wir wieder ein gewichtiges Wort bei der Vergabe der Meisterschaft mitsprechen werden und alle Chancen auf einen weiteren Titel haben. Ich glaube auch daran, daß wir eine Mannschaft haben, die die beiden wichtigen Pokale gewinnen kann. Die Qualität ist ganz sicher da, dazu dann noch das Quäntchen Glück, das letztes Jahr definitiv gefehlt hat, und alles ist möglich! Ich bin auch absolut überzeugt von der ballbesitzorientierten Spielweise meines Vereins, die eines Champions würdig ist. Wer den Ball hat, ist der Chef auf dem Platz, er bestimmt das Spiel, und er entscheidet am Ende auch durch starke Aktionen oder eigene Fehler, wer das Spiel gewinnt.

Ich glaube an die Möglichkeit des Triples und werde meinen Verein trotzdem nicht auch nur ein winziges bißchen weniger lieben, wenn es am Ende gar kein Titel sein sollte. Denn egal, was kommt, am Ende ist es eben doch bloß Fußball – eine Nebensache, wenn auch die schönste der Welt. Und die Vorfreude auf die neue Saison wächst und wächst und wächst! Jetzt geht’s lo-os!

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